Once upon a time in Florida: Birding und Vogelfotografie im Sunshine State
Im Januar und Februar dieses Jahres hatte ich das große Glück, ein paar Tage im Sunshine State Florida verbringen zu dürfen, um die dortige Vogelwelt zu erkunden. Wie zu erwarten war der Trip sehr komprimiert. In wenigen Tagen konnte ich mit meiner Freundin eine Vielzahl an Hotspots, Naturparks und Stränden besichtigen. Über 110 Vogelarten (Möwen nicht inbegriffen, da kenne ich mich eh nicht aus) haben wir in wenigen Tagen identifiziert – aber einen Vogel zu sehen und ihn zu fotografieren sind natürlich zwei Paar Schuhe. Dennoch: Birding und Vogelfotografie in Florida ist ein echtes Highlight.
Übrigens: Alle folgenden Schilderungen beziehen sich natürlich auf die Winterzeit, in der ich dort war. Florida beherbergt viele Zugvögel, sowohl im Sommer als auch im Winter.
Birding in Florida: Über Vögel stolpern
Für jemanden, der ornithologische Ausflüge in Deutschland gewohnt ist, ist Florida von Anfang an eine außerordentliche Überraschung. Viele der Vögel tummeln sich in den Städten und zeigen deutlich geringere Fluchtdistanzen als die heimischen Tiere. Insbesondere die Reiherarten des südöstlichen Zipfels der USA zeigen sich meist wenig scheu. Auch wenn ich mich mit der Kultur der USA schwertue: Birding in Florida macht enorm viel Spaß.
Locations für Vogelfotografie in Florida: Meine Top 6 rund um St. Petersburg
Möglichkeiten zur Vogelbeobachtung gibt es in Florida viele. Ob Stadtparks, Strände, Natur-Rehabilitations-Gebiete oder offizielle Naturschutzgebiete auf kommunaler oder bundesstaatlicher Ebene: Die Auswahl ist groß. Da wir unsere Zelte bei einem Freund in St. Petersburg in der Greater Tampa Region aufschlugen, fokussierten wir uns natürlich auf Hotspots in diesem Gebiet. Mein Top 6 – in chronologischer Reihenfolge, wie ich sie besuchte.
1: John Chesnut St. Park: Ein perfekter Einstieg für USA-Birding-Neulinge
John Chesnut Sr. Park ist ein typischer amerikanischer Stadtpark etwas nördlich von St. Petersburg. Viele Parkplätze, ein kleiner und ein großer See, Kanäle und ein Bohlenweg durch sumpfiges Gebiet bieten Platz für verschiedenste Vogelarten. Viele gängige Park- und Stadtarten haben hier ein zuhause, etwa Rotkardinal (cardinal), Blauhäher (blue Jay), Carolnameise (Carolina chickadee), Dunenspecht (downy woodpecker), Carolinaspecht (red-bellied woodpecker), Kronenwaldsänger (yellow-rumped warbler), Palmenwaldsänger (palm warbler), Kiefernwaldsänger (pine warbler), Goldkehlwaldsänger (yellow-throated warbler), Kletterwaldsänger (black-and-white warbler), Grauhäubchenmeise (tufted titmouse).
Auch viele Greifenarten (unter anderem Fischalder (osprey), Rotschulterbussard (red-shouldered hawk), Rotschwanzbussard (red-tailed hawk), der markante Helmspecht (pileated woodpecker) oder sumpfliebende Arten wie das Weidengelbkehlchen (common yellowthroat) oder der Sumpfzaunkönig (marsh wren) sind anzutreffen. Und neben dem ersten Gürtelfischer (belted kingfisher) konnte ich – auch zum Erstaunen anderer Vogelliebhaber – Rotkehlhüttensänger (eastern blubird) sichten. Eigentlich leben sie weiter nördlich. Alles in allem ein wunderbarer Park, der einen leichten Einstieg in die Vogelbeobachtung in Florida ermöglicht.
2: Boyd Hill: Ein Vogel-Juwel mitten in der Stadt
Sehr ans Herz gewachsen ist mir Boyd Hill. Der Park im Südosten St. Petersburgs zeichnet sich durch unterschiedliche Vegetationen (Scrub, See, Sumpf) aus, die über Bohlenwege und Wanderpfade zu Fuß erkundbar sind. Im Wasser tummeln sich viele Reiherarten, und der Park bietet Platz für sämtliche Park- & Stadtvögel, aber auch seltenere Raubvögel wie etwa den Kurzschwanzbussard (short-tailed Hawk) oder den Rundschwanzsperber (cooper’s hawk). Zudem befindet sich auf dem Gelände eine Auffangstation für verletzte oder kranke Raubvögel, um die sich gekümmert wird und die man dort aus nächster Nähe betrachten kann. Ein grüner Ort zum Verweilen, Beobachten und Vögel fotografieren.
Ein tolles Plus war das jährliche Raptorfest, dem ich beiwohnen konnte. Lokale Vogelschutzorganisationen stellen ihre Tätigkeiten vor, es gibt zahlreiche öffentliche Birdwalks durch den Park und die Greifen und Falken werden den zahlreichen Gästen präsentiert, um auf die Notwendigkeit des Schutzes ihrer Lebensräume hinzuweisen.
3: Cape Coral: Kaninchenkäuze fotografieren auf dem Baseball-Feld
Ein Vogelerlebnis der etwas anderen Art bietet Cape Coral. Der Ort ist eine ziemlich unattraktive Ansammlung von Häusern vor allem von Menschen, die in Florida in den Ruhestand gehen möchten oder eine Zuflucht suchen, um dem Winter im Norden den Rücken zu kehren. Für Vogelfotografien bietet er aber eine Überraschung: An vielen Ecken der Stadt, besonders rund um den örtlichen Baseball-Park (Pelican Blvd. Baseball Fields), sind weiße Pfähle im Boden zu sehen. Sie sorgen dafür, dass Besucher und Bewohner nicht aus Versehen auf eine der zahlreichen Bodenhöhlen der streng geschützten Kaninchenkäuze (burrowing owl) treten. Die besonders in den Morgen- und Abendstunden aktiven kleinen Eulen sind zum Dahinschmelzen süß und sind Menschen gewohnt. Daher lassen sich die Vögel recht gut beobachten und fotografieren.
Auf den Grasflächen am Stadtrand konnte ich zudem den wunderschönen Lärchenstärling (eastern meadowlark) sichten, der mit seinem kräftigen Gesang auf sich aufmerksam machte.
4: Corkscrew: Atemberaubende Vogelbeobachtung im Sumpf-Urwald
Ein absolutes Highlight, weniger für die Fotografen aber definitiv für die beobachtenden Ornis, ist Corkscrew. Das sumpfige Waldgebiet gehört dem staatlichen Audubon-Chapter, der landesweiten, größten Vogelschutzorganisation und USA. Ein riesiger Bohlenweg führt durch das Gebiet. Sumpfammer (swamp sparrow), Pieperwaldsänger (ovenbird), Stelzenwaldsänger (Louisiana water thrush), Nordamerika-Rohrdommel (American bittern), verschiedene Vireos und Fliegenfänger, die farbenprächtigen Papstfinken (painted bunting) und viele Reiherarten wie der Nachtreiher (black-crowned nightheron), der Krabbenreiher (yellow-crowned Night heron) oder der Grünreiher (green heron) sind hier recht einfach zu entdecken. Wer weniger für die Fotografie, aber dafür umso mehr für die Beobachtung in Florida verweilt, dem ist Corkscrew trotz des recht hohen Eintrittspreises von 17 Dollar definitiv zu empfehlen.
5: Circle B: Artenvielfalt für Vogelfotografen und Beobachter gleichermaßen
Ein grandioses Erlebnis für Beobachter und Fotografen von Vögeln gleichermaßen bietet das Circle B Reservat. Einige Kilometer Wanderweg rund um Wälder, Sümpfe und Seen ermöglichen unzählige Blicke auf die örtliche Vogelwelt. Besonders gefreut habe ich mich über die wunderschönen Kanadakraniche (sandhill crane), die Papstfinken (painted bunting), die die Bindentaucher (pied-billed grebe) sowie die süßen Graubrust-Pfeifenten (black-bellied whistlin duck) – und natürlich die Beobachtung zweier sichtlich aneinander interessierten Streifenkäuze (barred owl). Zu sehen waren auch Rosalöffler (roseate spoonbill), Amerikanischer Nimmersatt (wood stork), Rotschulterstärling (red-winged blackbird) und viele mehr. Definitiv empfehlenswert.
6: Fort de Soto: Ein Vogelparadies am Strand
Fort de Soto ist ein landschaftliches Goldstück Floridas. Die weißen Strände laden jährliche tausende Gäste zum Verweilen und Baden ein. Auf nationalen Top-Listen taucht das Areal regelmäßig als einer der schönsten Strände des Landes auf. Ungeschlagen ist aber auch sein Artenreichtum in Bezug auf die Vogelwelt: Laut der Birding-Plattform eBird ist es der vogelreichste Hotspot des gesamten Bundesstaates: 348 Arten lassen sich hier über das Jahr beobachten. Im Winter sind es nicht ganz so viele, und trotzdem: Die Zeit dort war unbeschreiblich. Viele Limikolen (z.B. Kiebitzregenpfeifer (black-bellied plover), Flötenregenpfeifer (piping plover), Schneeregenpfeifer (snowy plover), Kleiner Gelbschenkel (lesser yellowlegs), Schlammtreter (Willet), Bergstrandläufer (western sandpiper), der seltsam anmutende amerikanische Scherenschnabel (Black Skimmer), diverse Seeschwalbenarten, alle Reiherarten des Bundesstaates bis hin zum bei der Jagd aufgeregt tänzelnden Rötelreiher (Reddish egret) lassen sich hier sowohl mit dem Fernglas betrachten als auch, mit etwas Zeit und Glück, fotografieren.
Zu den Bilder-Galerien der Vögel Floridas
Die Fotos, die ich aufnehmen konnte (und für gut befunden habe) sind in fünf Kategorien aufgeteilt, die ich nach und nach befüllen werde. Dies kann sicher über mehrere Wochen ziehen, Auswertung und Bearbeitung beanspruchen dann doch einige Zeit.
6 Antworten auf „Once upon a time in Florida: Birding und Vogelfotografie im Sunshine State“
Hallo Simon,
die Aufgabe, die du mir gestellt hast ist nahezu unlösbar. Jedes Bild hat irgendeine Brechtigung. Viel punkten mit gutem Licht und Bildaufteilung. Trotzdem möchte ich hervorheben:
Kleiner Gelbschenkel: Bilder 4 und 6 erzählen eine Gechichte
Königsseeschwalbe: Bild 2 Licht!
Kibitzsregenpfeiffer: Bild 3 doppeltes Lottchen
Schlammtreter: Bild 1 traumhafte unwirkliche Spiegelung
Schmuckreiher: Bild1: Spannung, Bild 2: Pracht; Bild 3: Portrait
Fischadler: toll eingefangener Flug
Kaninchenkauz: Bild 4: Jungvogel mit Wächter (?)
Schneeregenpfeifer: gutes Licht
Steinwälzer: Bild 1 frontal, fast aggressiv wirkend, Bezug zum Betrachter
Grünreiher: beide Bilder mit gutem Bezug zur Umgebung
Streifenkauz: Bild 3. tritt in direkten Kontakt mit dem Betrachter
In meinem handschriftliche Exzerpt habe ich noch mehr herausgeschrieben, aber des sprengt jegliche Rahmen.
Insgesamt eine ganz ganz beeindruckende Serie.
LG Papa
Hey, danke! Freut mich, dass du die Bilder angeschaut hast. Und wieder toll zu sehen, wie du auch noch mal ganz andere Dinge in den Bildern erkennst als ich 🙂
LG
Simon
Beeindruckend!
Unglaublich schöne Bilder hast Du da aus Florida mitgebracht!
Gruß
Stefan
Vielen lieben Dank Stefan! 🙂
LG
Simon
Lieber Simon,
WAU…!!!
Da bleibt mir beim Durchschauen ja die Luft weg!
Super schöne Aufnahmen im tollen Licht und in einer Vielfalt, unglaublich.
Jedes Foto für sich wunderschön. Respekt.
LG Andrea
Danke Andrea! Freut mich riesig, dass dir die Fotos gefallen. Und auch, dass du dir die Zeit genommen hast, das zu verschriftlichen 🙂
LG
Simon