Vom Naturspektakel Grand Canyon über die Millionenstadt Phoenix bis hin zu den Kakteen der Sonora-Wüste: Arizona zieht Menschen aus allen Himmelsrichtungen in seinen Bann. Auch für Birder und Vogelfotografen hat der trockene US-Bundesstaat an der Grenze zu Mexiko viel zu bieten. Auf meiner Reise im Oktober 2023 durfte ich diesbezüglich insbesondere den Süden des Landes kennenlernen.
Ausgangspunkt meiner Reise war das kleine Städtchen Sierra Vista, eine Autostunde südlich von Tucson. Unzählige Kilometer karge, flache Trockenfläche schlängeln sich zwischen zahlreichen Bergketten durch das Land. Die Berge, teils über 3.000 Meter hoch, bilden die Oasen für die außergewöhnliche Vogelvielfalt des Landes. Als Wasserspeicher mit teils dichter, fast urwaldähnlicher Vegetation bieten sie Rückzugsorte, Schutz und Lebensraum für hunderte Vogelarten.
Vogelreise nach Arizona: Mit der Migration der Tiere gehen
Zugegeben: Oktober war nicht der ideale Zeitpunkt für einen Vogeltrip nach Arizona. Da ich aber aus privaten Gründen zeitlich gebunden war, ich mir diese Chance aber nicht entgehen lassen wollte, entschied ich mich dennoch zur Reise. Wer frei wählen kann, sollte sich unbedingt die Migrationszeiten zwischen Mitte April und Mitte Mai sowie im September anschauen. Sie bieten ein noch imposanteres Vogel-Spektakel. Aber auch so gab es unzählige Besonderheiten zu entdecken – vom ikonischen „Roadrunner“ über die winzigen, farbenprächtigen Kolibris bis hin zu den schreckhaften, scheuen „Hühnern der Wüste“, den Quails (Zahnwachteln).
Über 120 für mich neue Vogelarten konnte ich in rund zweieinhalb Wochen beobachten – wenngleich ich nicht jede davon auch fotografieren konnte. In meinem Blog möchte ich gerne fünf besondere Plätze und Regionen hervorheben, die die Vogelbeobachtung und Vogelfotografie im Süden Arizonas für mich zu einem außergewöhnlichen Erlebnis gemacht haben.
1: Ash Canyon Bird Sanctuary: Menschen mit Herz für Tierchen mit Federn
Dieses Kleinod am Fuße des Ash Canyon in den Huachuca-Bergen westlich von Sierra Vista war erster Anlaufpunkt meiner tierischen Begegnungen in Süd-Arizona. Ich habe es lieben gelernt. Ein idealer Platz für entschleunigt Vogelbeobachtung und Vogelfotografie – ein kleines Garten-Sanktuarium, betrieben von wunderbaren Menschen, von denen ich einige näher kennenlernen durfte (ein besonderer Dank an Tim Blount und seine Freunde und Freiwillige [mehr zum Ash Canyon bird sanctuary]). Neben vielen Vögeln finden sich hier auch Rehe, Pekaris (Nabelschweine/ Javelinas), Hasen- und Eichhörnchen-Arten sowie die ein oder andere Echsenart ein.
Eine Auswahl der Arten, die ich hier beobachten konnte: Eichelspecht (acorn woodpecker), Gilaspecht (gila woodpecker), Texasspecht (ladder-backed woodpecker), Mexikanische Häher (Mexican jay), Braunrücken-Grundammer (canyon towhee), Mexikozeisig (lesser goldfinch), Dachsammer (white-crowned sparrow), Schwirrammer (chipping sparrow), Buschzaunkönig (Bewick’s wren), Rundschwanzhabicht (Cooper’s hawk), Eckschwanzsperber (sharp-shinned hawk), Truthuhn (wild turkey), Schmalschnabelkardinal (pyrrhuloxia), Rotkardinal (Northern cardinal), Montezumawachtel (Montezuma quail), Annakolibri (Anna’s hummingbird), Rotrücken-Zimtelfe (rufous hummingbird), Inkatäubchen (Inka dove), Orangefleck-Waldsänger (orange-crowned warbler)
2: Ramsey Canyon: Dichtes Vogel-Habitat im schönen Canyon
Ramsey Canyon gilt während der Migration als Juwel der Vogelbeobachtung in den Huachucas. Das kleine Inn am Zugang zu den Wanderwegen nennt sich stolz die „Kolibri-Hauptstadt der USA“, und das durchaus zurecht: 14 Kolibri-Arten wurden dort über die Jahre identifiziert. Insbesondere die Blaukehlnymphe (blue-throated hummingbird) und die Breitschwanzelfe (broad-tailed hummingbird) locken Vogelbeobachter an. Für die Vogelfotografie ist der Spot teils schwierig, lohnt sich aber dennoch. In der Schlucht selbst finden zahlreiche Vogelarten Schutz, wenngleich der Unterschied hier zwischen Migration und Nicht-Migration deutlich zu spüren ist. Allgemein lädt die Gegend zu wunderschönen, wilden Wanderungen ein.
Eine Auswahl der Vogelarten, die ich im Ramsey Canyon sehen konnte: Rotbrust-Waldsänger (painted redstart), Sommerkardinal (summer tanager), Zinnoberkardinal (hepatic tanager), Kiefernkardinal (Western tanager), Arizonaspecht (Arizona woodpecker), Townsendwaldsänger (Townsend’s warbler), Sternelfe (calliope hummingbird), Blaukehlnymphe (blue-throated hummingbird), Breitschwanzelfe (broad-tailed hummingbird), Violettkron-Brillantkolibri (Rivoli’s hummingbird), Brillenmeise (bridled titmouse)
3: Whitewater draw: Kranich-Spektakel im Wasser-Refugium
Drei kleine Seen, gelegen im kilometerweiten, trockenen, flachen Nichts der Ebene: Das ist Whitewater Draw im südlichen Arizona, etwa eine Autostunde östlich von Sierra Vista gelegen. Tausende Kanadakraniche finden hier im Winter einen idealen Rückzugsort – dafür ist der Spot besonders bekannt. Als ich dort war, waren sie noch recht scheu – sie akklimatisieren sich erst, und lassen sich dann von Menschen kaum mehr stören.
Als eine der wenigen Wasserflächen lockt Whitewater Draw eine enorme Diversität an Vogelarten an, darunter auch den leuchten rote Rubintyrann (vermillion flycatcher).
Folgende Vogelarten (Auswahl) konnte ich beobachten: Rotflügelstärling (red-winged blackbird), Gelbkopfstärling (yellow-headed blackbird), Zimtbauch-Phoebetyrann (Say’s phoebe), Weidengelbkehlchen (common yellowthroat), Wüstenbussard (Harris’s hawk), Lazulifink (Lazuli bunting), Zimtente (Cinnamon teal), Spießente (Northern pintail)
4: Portal und die Chiricahuas: Das Vogelparadies im Südosten Arizonas
Wer sich für Vogelbeobachtung in Arizona interessiert, kommt um Portal eigentlich kaum herum. Dabei ist Portal eigentlich nur eine kleine Ortschaft, in Orni-Kreisen bedeutet er aber viel mehr: Rund um den Cave Creek in den Chiricahua-Bergen erstreckt sich eines der bedeutendsten Vogelgebiete der USA, sowohl außerhalb, aber insbesondere während der Migration. Ganze Dorfschaften und kleinere Apartments/Hotels haben sich hier der Vogelbeobachtung verschrieben. Rund um Portal treffen offene Gras- und Buschlandschaften mit Kakteenbeständen auf kleinere Seen und Flüsschen (die allerdings für einen Großteil des Jahres fast ausgetrocknet sind), in höheren Lagen erstrecken sich Pinienwälder und offene Felslandschaften. Eine bildschöne Gegend, in der sich nachts mit bloßem Auge die Milchstraße beobachten lässt. Die schiere Menge an Arten, die sich hier einfindet, macht die Chiricahuas zu einem Eldorado der Vogelbeobachtung im südlichen Arizona.
Rund um den Cave Creek habe ich auch meine erste Bekanntschaft mit einer Klapperschlange (einer Texas-Klapperschlange / Western diamondback rattlesnake um genau zu sein) gemacht. Zum Glück aus sicherer Entfernung – aber sie schlug ihr Nachtrevier in Blickweite zu meiner Unterkunft vor Ort auf. Überraschenderweise war sie schon vor Sonnenaufgang, als ich in den Tag startete, wieder verschwunden.
Eine Auswahl der Spezies vor Ort, die ich sehen konnte: Helmwachtel (Gambel’s quail), Kaktuszaunkönig (cactus wren), Fleckengrundammer (spotted towhee), Schwarzkehlammer (black-throated sparrow), Goldkopf-Beutelmeise (verdin), Woodhousehäher (Woodhouse scrub jay), Diademhäher (Steller’s jay), Winterammer (dark-eyed junco), Blaukehlnymphe (blue-throated mountain gem), Violettkron-Brillantkolibri (Rivoli’s hummingbird), Schluchtenzaunkönig (canyon wren), Rotschwanz-Waldsänger (American redstart), Rotbrust-Waldsänger (painted redstart), Präriebussard (Swainson’s hawk), Präriefalke (prairie falcon), Rotbrustkleiber (red-breasted nuthatch), Trauerseidenschnäpper (phainopepla)
5: Paton Center for Hummingbirds: Vogelfotografie im „Zuhause“ der Veilchenscheitelamazilie
Fast täglich finden sich Vogelfreunde aus den ganzen USA im Paton Center for Hummingbirds in Patagonia ein. Und auch wenn es hier unzählige Vögel zu beobachten gibt, so ist es insbesondere eine Art, die Besucher von nah und fern lockt: Die Veilchenscheitelamazilie (violet-crowned hummingbird), die hier ganzjährig lebt und auch brütet, und dem Center damit in den USA eine Ausnahmestellung beschert. Die Verantwortlichen vor Ort sind enorm freundlich und hilfsbereit und führen jeden Gast persönlich in ihre Vogelwelt ein.
Eine Auswahl der Arten, die ich sichten konnte: Veilchenscheitelamazilie (violet-crowned hummingbird), Annakolibri (Anna’s hummingbird), Breitschwanzelfe (broad-tailed hummingbird), Breitschnabelkolibri (broad-billed hummingbird), Rosttäubchen (ruddy ground dove), Sperlingstäubchen (common ground dove), Kletterwaldsänger (black-and-white warbler), Schwarzkinn-Grundammer (Abert’s towhee)
Wie eingangs erwähnt, empfehle ich zur Reise in den Süden Arizonas für die Vogelbeobachtung und Fotografie die Migrationszeiten. Die Anzahl zu beobachtender Vögel steigt in dieser Zeit fast exponentiell. Aber auch so kann ich auf einen unglaublich vielfältigen, eindrücklichen und besonderen Aufenthalt mit für mich vollkommen neuen Vogelarten in einzigartigen, vielseitigen Landschaften zurückblicken – und nun von wunderbaren Erinnerungen zehren.
2 Antworten auf „Of spikes and feathers: Vogelbeobachtung und Bird-Fotografie in Arizonas Süden“
Tolle Bilder und tolle Arten – da hast du ja ganz schön viele verschiedene Arten erwischt. Vor allem der Coatimundi ist ja klasse. Ist es schwer die da zu sehen? Auch toll der Canyon Wren!
Grüße
Daniel
Hey Daniel, schön mal wieder von dir zu hören 😉
Der Canyon Wren ist mein absoluter Liebling vom den Trip und ich freue mich, wenn ich ihn bald wieder sehen darf. Ich würde nicht sagen, dass es besonders schwierig ist, Coatimundis zu Gesicht bekommen. Es ist einfach nur ein wenig Glück gefragt, aber dort wo sie leben, streifen sie recht regelmäßig umher und dann sieht man sie auch.
Liebe Grüße
Simon