Das Ochsenmoor ist ein Klassiker für Vogelfotografen. Zahlreiche Vogelbegeisterte, ob mit Kamera, Fernglas oder Spektiv, zieht es jährlich in das Feuchtgebiet im niedersächsischen Landkreis Diepholz, um insbesondere Watvögel bei Rast, Revierbesetzung, Balz und Jungenaufzucht zu beobachten. Mein spannendes Wochenende vor Ort war ein Erstbesuch, der Lust auf mehr macht.
Exkurs: Artenvielfalt in Feuchtwiesen – und das große Aber
Niedriger Bewuchs durch krautige Pflanzen (Gräser, Binsen, Seggen), hohe Feuchtigkeit und Nässe, Abwesenheit von Gehölzen: das zeichnet Feuchtwiesen, eines der artenreichsten Biotope aus. Als Halbkulturformation sind sie insbesondere durch traditionelle Landwirtschaft entstanden. Die Bewirtschaftung ist essenziell. Ohne Pflege würden sie sich langfristig zu Wäldern entwickeln.
Während vor der ersten großen landwirtschaftlichen Revolution Weidegänger wie Elch, Wisent, Auerochse oder Wildpferd raum für feuchte Wiesenpflanzen schufen, übernahm diese Funktion ab dem Mittelalter der Mensch. Problematisch wurde es für die Feuchtwiesen durch modernere Agrikultur. Großflächig wurden Feuchtwiesen entwässert und gedüngt und in Äcker, Wiesen und Weiden umgewandelt.


Damit einher ging ein rapider Rückgang zahlreicher Charakterarten der Feuchtwiese. Sumpfdotterblumen, Pfeifengräser und Brenndolden etwa bei den Pflanzen, Rotbauchunke, Moorfrosch und Laubfrosch bei den Amphibien. Einige der Arten in der Vogelwelt, die wichtigen Rast- und Brutraum verloren, sind etwa Uferschnepfe, Großer Brachvogel, Kampfläufer, Kiebitz, Wiesenweihe, Schafstelze, Wiesenpieper sowie Schwarz- und Braunkehlchen.
Das Ochsenmoor: Vogelfotografie mit Nassgarantie
Das Ochsenmoor, außerhalb der Rast- und Brutzeit übrigens durch Kühe und Rinder bewirtschaftet, lässt sich auf unterschiedliche Art erkunden. Viele Ornithologen und Fotografen nutzen die Gelegenheit, aus dem Auto heraus die Umgebung zu begutachten. Uferschnepfen, Wiesenpieper und Schafstelzen, bisweilen auch die ein oder andere Bekassine, setzen sich gerne mal auf einen der vielen Zaunpfähle, um zu Ruhen oder sich zu putzen. „Uferschnepfe auf Pfahl“ ist das wohl meistfotografierte Motiv im Ochsenmoor.
Wer allerdings durchgängig auf Augenhöhe sein möchte, muss etwas mehr arbeiten. Raus aus dem Auto, ab auf den Boden, an die Ränder der feuchten Wiesen. Feuchtigkeit und Nässe gehören hier einfach dazu.

Von aufdringlichen Kiebitzen und furchtlosen Uferschnepfen

Einige Individuen im Ochsenmoor scheinen begeisterte Fotografenliebhaber zu sein. Anders lässt es sich kaum erklären, dass Kiebitze, die in Brandenburg gerne mal bei 80 Metern Entfernung schon das Weite suchen, dort auch bis unter die Naheinstellgrenze des Objektivs fliegen, solange sich daraus ein potenzieller Erfolg bei der Insektenjagd ergibt. Einige Uferschnepfen picken wenige Meter vor einem noch stoisch im Gras. Scheuer verhalten sich dagegen Löffel- und Knäkenten, die den Bereich zu nahe an der Straße lieber meiden.
Atmosphärisches Wohlfühlen: Vogelfotografie im Ochsenmoor entspannt und beruhigt
Es ist die Atmosphäre, das Erleben, das das Ochsenmoor als Lebensraum so beeindruckend gemacht hat für mich. Bei wunderschönen Sonnenauf- und Untergängen, mal von Nebel begleitet, mal in intensivsten Gelb- und Rottönen, sind es die elektrischen Rufe der Kiebitze, ihre Balzflüge die Streitereien und Liebeleien der Uferschnepfen, das geradlinige Picken nach Nahrung der Kampfläufer und Rotschenkel, der Gesang der Schafstelzen und Schilfrohrsänger und die für viele Tiere einschüchternden Besuche der See- und Fischadler ein Naturspektakel der außergewöhnlichen Art.
Ich hoffe, die entstandenen Bilder gefallen euch. Ich hatte eine geniale Zeit, für die ich mich auch bei meinen lieben Freunden bedanken möchte, die mit mir vor Ort waren.

2 Antworten auf „Vogelvielfalt in den Feuchtwiesen am Dümmer See“
Hammermässige Aufnahmen. Gratuliere. Und ein super Text/Bericht dazu. Begeisternd.
Besten Dank auch für die gute Information.
Herzliche Grüße.
Gutes Licht. (Hast du scheinbar immer)
Kurt
Lieber Kurt,
danke für deinen Kommentar. Freut mich, wenn der Text auf offene Ohren gestoßen ist 🙂
Das gute Licht ist für mich eine Grundvoraussetzung. Im schlechten Licht nehme ich die Kamera selten in die Hand.
Liebe Grüße
Simon