Er gehört zu den selteneren Spechten in Mitteleuropa. Etwas kleiner als der häufige Buntspecht fällt er insbesondere durch seinen roten Scheitel ins Auge: der Mittelspecht. In der vergangenen Woche bin ich für meine Fotografie immer wieder in einem kleinen Laubwald unterwegs gewesen, der einen idealen Lebensraum für den Specht mit gleich drei synonymen lateinischen Namen darstellt (Leiopicus medius, Dendrocoptes medius, Dendrocopos medius).
Erst heimlich, dann frech
Im Sommer bedient sich der Mittelspecht fast ausschließlich tierischer Nahrung. Doch im Herbst und Winter ist er regelmäßig auch an Fütterungen anzutreffen. Heimlich hüpft er von Ast zu Ast und beobachtet die Umgebung, bevor er langsam einen Baum herunterklettert. Oft fliegt er dann nur kurz an, stibitz einige Körper und fliegt wieder ab. Fühlt er sich aber sicher, bleibt er gerne auch etwas länger, um sich genüsslich seine Lieblings-Snacks herauszupicken (z.B. fettreiche Samen, Erdnüsse).

Revier- und Balzverhalten: drei Mittelspechte im Clinch
Das Geschlecht eines Mittelspechts zu bestimmen gestaltet sich als recht schwierig. Beschreiben wird das Männchen als „etwas intensiver rot gefärbt“ im Vergleich zum Weibchen. Auf dieser Basis ist mir bislang keine zweifelsfreie Bestimmung gelungen. Und so kann ich auch nur berichten, dass sich gleich drei Mittelspechte in den letzten Wochen im „Laubwäldchen“ eingefunden haben, die immer wieder mit Rufen kommunizierten und sich gegenseitig um die Bäume jagend. Nicht selten vertrieb auch ein Exemplar ein anderes von der Futterstelle. Charakteristisch für die Erregung des Mittelspechts ist der aufgestellte Kamm.

Schneeweiße Vogelfotografie des Mittelspechts
Über die Wochen hinweg sind mir einige hübsche Aufnahmen des Mittelspechts gelungen. Sein roter Scheitel, der helle Kopf (im Vergleich zu den anderen Spechtarten) und insbesondere sein gelb-roter Bauch machen ihn zu einer echten Schönheit. Das i-Tüpfelchen lieferte letztendlich der Schnee, der sich dieses Jahr nur selten im Nordosten blicken ließ. Klar, dass ich die seltene Gelegenheit zu nutzen versuchte, als sie sich dann doch noch ergab. Mit Erfolgt!
Ein kleines Gimmick erwies sich in den kalten Wintergagen übrigens als echter Gamechanger: beheizte Socken, die ich mir im Spätherbst für die Fotografie in der kalten Jahreszeit zugelegt hatte. Warme Füße, bezaubernde Momente und feine Aufnahmen (auch von weiteren Arten): was kann man sich als Vogelfotograf mehr erhoffen?